Ein Wellensittich ist von Natur aus ein wunderschönes Tier. Nicht verwunderlich also, dass sich so viele Menschen dazu entschließen, einen solchen exotischen Vogel zu sich nach Hause zu holen. Doch ein Welli ist ein Lebewesen, um das Sie sich sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr, kümmern müssen. Bevor Sie also darüber nachdenken, sich einen Welli anzuschaffen, sollten Sie zunächst überlegen, was alles dazu gehört, welche Verantwortung es bedeutet, ein solches Lebewesen anzuschaffen. Haben Sie und Ihre Familie tatsächlich die Geduld und die Ausdauer, sich ein ganzes Welli-Leben lang um das Tier zu kümmern? Immerhin wird der durchschnittliche Wellensittich bis zu 15 Jahre alt. Die Haltung eines Wellensittich ist zudem mit viel Geld und vor allem Platz verbunden, was Sie ebenfalls berücksichtigen sollten.
Wo und wie soll das Tier denn leben? Welche Farbe soll es sein und welches Geschlecht? Wie viele Tieren möchten Sie ein Zuhause geben? Können Sie sich auch mit den negativen Seiten anfreunden? Es gibt unglaublich viele Fragen, die Sie sich erst einmal ausführlich und vor allem ehrlich beantworten sollten, bevor Sie sich leichtfertig dazu entschließen, einen Wellensittich anzuschaffen.
Abgesehen davon denken viele Menschen, dass die Haltung nur eines einzigen Vogels doch kein Problem sei, schließlich hat er ja den Menschen, mit dem er quatschen kann. Doch weit gefehlt. Ob Wellensittich, Amazone, Graupapagei, Ara oder was für ein Vogel auch immer: Vögel sind Schwarmtiere und ausdrücklich nicht für eine Einzelhaltung gedacht. Sie sollten daher immer mindestens zwei Tiere halten, besser mehr.
Vielen zukünftigen Welli-Haltern ist gar nicht bewusst, dass sie sich gemäß dem Tierschutzgesetz um das Tier kümmern müssen. Befassen Sie sich daher unbedingt auch etwas näher mit diesem Thema, bevor Sie sich per Gesetz strafbar machen.
Diese Gründe könnten gegen die Anschaffung eines Wellensittichs sprechen
1. Lautstärke
Wellensittiche sind dafür bekannt, mitunter sehr laut sein zu können. Sie sind im Allgemeinen als richtige Quatschbasen bekannt. Ein erhöhter Geräuschpegel ist also ein Punkt, den Sie als zukünftiger Halter von Wellensittichen unbedingt abhaben können müssen. Zwar wird Ihnen, sollten Sie zur Miete wohnen, kein Vermieter die Haltung von Wellensittichen verbieten können. Allerdings könnten sich Ihre Nachbarn durch das Gequatsche und den Gesang der Tiere belästigt beziehungsweise gestört fühlen. Um des lieben Hausfriedens willen sollten Sie also idealerweise zumindest Ihre Nachbarn vor der Anschaffung ansprechen und diesen Ihre Absicht erklären.
2. Zeit
Gerade, wenn Sie berufstätig sind, sollten Sie bedenken, dass es sich bei Wellensittichen um sehr gesellige Tiere handelt, denen sehr viel an Aufmerksamkeit liegt. Nach einem langen Arbeitstag sollten Sie sich also stets ausgiebig mit Ihren gefiederten Mitbewohnern beschäftigen.
3. Haustiere
Möglicherweise haben Sie bereits andere Haustiere in Ihrem Haushalt. Überlegen Sie immer sehr gut, ob diese denn mit einem Wellensittich „kompatibel“ sind. Katze und Hund beispielsweise gehören nicht unbedingt zu der Art Haustier, die Sie unbeaufsichtigt mit Vögeln alleine Zuhause lassen sollten, obschon es natürlich auch Tiere geben kann, die sehr souverän sind und mit einem Welli durchaus behutsam spielen können. Doch selbst in solchen Fällen gibt es schlichtweg immer ein gewisses Risiko.
4. Allergie
Von Allergien gegen Katzen oder Hunde haben die meisten Menschen schon etwas gehört, eine Allergie gegen Vögel jedoch ist vielen nicht bekannt. Dennoch ist dies ein ernst zu nehmendes Thema, dass Sie niemals auf die leichte Schulter nehmen sollten. Schon viele langjährige Welli-Halter, die sich stets aufopfernd um ihre Lieblinge gekümmert haben, bekamen plötzlich gesundheitliche Probleme, weil sich durch den Gefiederstaub irgendwann eine Allergie entwickelt hat. Darüber hinaus kann es sogar vorkommen, dass einige Menschen auf manche Futtermittel reagieren. Sollten bei Ihnen bereits Allergien bekannt sein, dann sollten Sie deshalb idealerweise vorab einen Termin für einen Allergietest bei einem Facharzt vereinbaren.
Die Anschaffung eines Wellensittichs ist immer eine Vertrauenssache
Wenn Sie sich einen Wellensittich anschaffen möchten – idealerweise sollten Sie natürlich mindestens zwei Tiere halten – dann sollten Sie dem Verkäufer immer vertrauen können. Für viele Menschen ist die Zoohandlung immer die erste Anlaufstelle. Hier erhalten Sie einen Wellensittich je nach Region in der Regel zu Preisen zwischen 20 und 50 Euro. Die Tiere werden hier meist recht jung abgegeben. Doch nicht immer ist die Zoohandlung die beste Option, denn in vielen Zoohandlungen steht nicht etwa das Tier an erster Stelle, sondern der Profit. Allerdings sollten Sie niemals alle Zoohandlungen gleichermaßen bewerten, denn einige Zoohandlungen geben sich durchaus sehr viel Mühe und kümmern sich auch sehr liebevoll und fürsorglich um die Tiere.
Gerade größere Ketten sollten Sie nach unserer Meinung nach Möglichkeit nicht anlaufen. Hier haben Sie in der Regel überhaupt keine Möglichkeit nachvollziehen zu können, wo die Tiere denn eigentlich tatsächlich herkommen und unter welchen Haltungsbedingungen sie gezüchtet wurden. Ein Thema, das in den letzten Jahren bei immer mehr Menschen bitter aufstößt. Neben den Zoohandlungen gibt es aber auch noch weitere Anlaufstellen, wie Sie Wellensittiche kaufen können. Dies sind zum Beispiel:
- Züchter
- Tierheim
- Privatperson
- Vogelmesse / Vogelbörse
Züchter
Ein Züchter sollte idealerweise immer die erste Anlaufstelle sein. Hier sind Sie für gewöhnlich immer gut beraten. Ein guter Züchter hat für gewöhnlich einen recht großen Bestand, in dem sowohl Jungvögel als auch ältere Tiere vorhanden sind. Gerade für Menschen, die bereits Wellensittiche halten und noch weitere Tiere anschaffen möchten, ist dies sehr von Vorteil.
Bei einem Züchter sollten Sie stets auf die Einhaltung der Hygienevorschriften achten. Ein guter, zuverlässiger Züchter, dem es nicht in erster Linie um den Profit geht, wird seine Volieren regelmäßig gründlich reinigen. Für die Gesundheit der Tiere ist eine saubere Umgebung sehr wichtig.
Wenn Sie nicht wissen, wie Sie an einen Wellensittichzüchter gelangen können, dann kann Ihnen ein Zuchtverein für gewöhnlich weiterhelfen, denn die meisten Züchter von Wellensittichen sind Mitglied in Vereinen und Verbänden. Züchter, die solchen Gruppen angehören, unterliegen stets den jeweiligen Satzungen, in denen das Wohl der Tiere oberstes Gebot ist. Mitglieder von Vogelvereinen und Vogelverbänden sind also in jedem Fall eine klare Kaufempfehlung.
Tierheim
Eine echte Alternative zu Zoohandlung oder Züchter ist das Tierheim. In jedem Tierheim, so auch im Tierheim Tailfingen in unserer Nachbarschaft, sitzen normalerweise neben Hund, Katze und Kaninchen auch Wellensittiche. Hierbei handelt es sich jedoch nicht, wie die weitläufige Meinung glauben lässt, lediglich um ältere Tiere, die bereits viele Jahre hinter sich haben. Oftmals landen sogar Jungvögel im Alter von wenigen Wochen oder Monaten in den Tierheimen, die etwa zu Feiertagen leichtfertig gekauft und verschenkt wurden, jedoch schnell langweilig geworden sind und schließlich abgeschoben wurden. Riskieren Sie also ruhig auch mal einen Blick in das örtliche Tierheim. Oftmals müssen Sie hier nur eine geringe Schutzgebühr zahlen, die nicht selten sogar unter dem Kaufpreis bei einem Züchter liegt und am Ende tun Sie sogar noch etwas Gutes und geben einem verstoßenen Wesen ein neues Zuhause. Auch würde sich das Tierheim sicherlich sehr über eine kleine Spende freuen.
Privatpersonen
Ob in der Tageszeitung oder im Internet, überall gibt es sie massenweise: Tierinserate. Viele Wellensittiche, die hierüber verkauft werden, sind einfach nur Fehlanschaffungen, bei denen die Vorbesitzer sich nicht die Arbeit gemacht haben, die Sie gerade tun, denn sie haben sich nicht schon vor dem Kauf ausführlich mit dem Thema auseinandergesetzt und waren sich der Pflichten und der Verantwortung nicht bewusst. Es gibt aber auch Züchter, die hierüber ihren Bestand anbieten. Genauso kann es aber auch sein, dass Halter von Wellensittichen aus verschiedenen Gründen gezwungen sind, ihre Schätzchen abgeben zu müssen und auf diesem Wege versuchen, ein gutes neues Zuhause zu finden.
Da jedoch seit 2014 keine Zuchtgenehmigung mehr erforderlich ist, um Wellensittiche und natürlich auch andere Vögel züchten zu dürfen, gibt es inzwischen sehr viele Privatpersonen, die sich Vogelfreund schimpfen und leichtfertig Nistkästen aufhängen und Nachwuchs produzieren. Deshalb sollten Sie beim Kauf von Wellensittichen von Privatpersonen beziehungsweise über solche Vermittlungsbörsen oder Zeitungsinserate stets wachsam sein.
Vogelmesse / Vogelbörse
Sind Sie schon einmal auf einer Vogelmesse oder einer Vogelbörse gewesen? Normalerweise geht es bei solchen Veranstaltungen zwar darum, dass Züchter ihre besten Tiere vorstellen und dafür mit Auszeichnungen geehrt werden. Außerdem wechseln hier auch viele Tiere von Züchter zu Züchter. Doch auch Privatpersonen haben in der Regel stets Zutritt zu solchen Vogelmessen und -börsen. Auf diese Weise haben Sie die Möglichkeit, nicht nur viele verschiedene Züchter aus Ihrer Region persönlich kennenzulernen und sich ausgiebig mit diesen zu unterhalten, sondern Sie können mitunter sogar ein richtiges Schnäppchen machen. Viele Züchter verkaufen auf solchen Veranstaltungen nämlich auch ihre Tiere. Zudem sind die Preise der Tiere auf einer Messer oder Börse normalerweise nicht unwesentlich günstiger als insbesondere in der Zoohandlung.
Vorsicht vor Fehlentscheidungen
Beim Kauf eines Wellensittichs kann es schnell passieren, dass man sich zum Kauf eines Tieres verleiten lässt. Die Gründe dafür können grundverschieden sein. So kann es beispielsweise sein, dass ein Wellensittich einen schiefen Schnabel (etwa ein Scherenbiss) hat, oder aber er hat einen verkrüppelten Fuß, oder … die Gründe dafür sind wie gesagt verschieden. Viele Menschen bekommen dann Mitleid und machen sich Gedanken darüber, was wohl mit dem armen Tier passieren wird.
Auch wir haben vor vielen Jahren in einer Zoohandlung gestanden und einen quietschgelben Wellensittich mit Scherenbiss gesehen, bei dem uns das Herz geblutet hatte, denn er sollte zum Züchter zurückgegeben werden. Was dort mit einem Tier passiert wäre, mit dem der Züchter und auch die Tierhandlung kein Geld verdienen kann, kann sich sicherlich jeder vorstellen. In diesem speziellen Fall wäre unser „Zitrone“ als Schlangenfutter geendet. Lassen Sie sich jedoch niemals nur aus Mitleid zum Kauf eines kranken Tieres verleiten, wenn Sie sich über die Tragweite nicht bewusst sind. Je nachdem, welche Erkrankung das Tier hat, kann dies mitunter hohe Kosten nach sich ziehen, wenn es beispielsweise ein spezielles Futter benötigt, immer wieder zum Tierarzt muss oder Ähnliches. Zudem kann es sein, dass die Erkrankung möglicherweise ansteckend ist und Sie somit Ihren gesamten Bestand infizieren. Wir hatten uns damals bewusst für den Kauf dieses gelben Wellensittichs entschieden und ihm so ein langes Leben ermöglicht, wenngleich wir ihm auch regelmäßig den Schnabel schneiden mussten und er Anfangs noch einige Wochen in Quarantäne leben musste.
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